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Kein Mitleid im Supermarkt

Es gibt ganz tolle, von sich selbst und von ihrem Erziehungsstil überzeugte Eltern. Die unterhalten super gerne komplette Supermärkte mit ihren zwei Kindern; manchen genügt dazu auch ein Kind.

Da wird den Kindern jedes Detail mit ungedrosselter Intonation erklärt, jeder noch so triviale Vorgang verbalisiert. Vorgaben gemacht, die das Kind dann doch nicht erfüllt. Weil das alles ja erzieherisch besonders wertvoll ist. Ausnahmslos wird ein klärendes Nein durch nervtötend ausschweifende Erklärungen ersetzt. Nervtötend für alle Erwachsenen, für die Kinder noch dazu irritierend.

Okay, zugestanden, bei manchen Elternpaaren stellt dies die übrig gebliebene Kommunikation dar.
Was solche Eltern jedenfalls  leugnen werden nichtsdestotrotz nicht verhindern können, ist, dass sie sich genau mit diesem Verhalten ihre eigenen (pubertären) Monster garantieren. 

Mein Mitleid und das der anderen genervten Supermarkt-Kunden haben sie nicht.


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