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Freundlichkeit

Ich erwarte nicht, dass jemand gleich beim ersten Kontakt freundlich zu mir ist.

Obwohl - das erwarte ich eigentlich noch eher, denn was hat sich ein anderer Mensch zu vergeben, wenn er mit Freundlichkeit auf mich und andere zu geht. Und - was sagt das dann über diese Person aus, wenn sie immer nur mürrisch bzw. unfreundlich auf andere Menschen zu geht? Ist das dann ein Mensch mit dem ich auch weiterhin zu tun haben möchte?

Ich erwarte aber tatsächlich nicht, dass Menschen immer und gleichbleibend freundlich zu mir sind, denn im regelmäßigen und damit für mich in the long run überprüfbaren Kontakt, kann durchaus manchmal die Tagesform eine leichte Stimmungseintrübung, im Vergleich zu den Begegnungen davor, bewirken. Es kann ja sogar ein Zeichen für ein gewachsenes Vertrauen sein, wenn der Kontakt – der zwischenmenschliche Kontakt! - mehr als bloße Geschäftsfreundlichkeit imitiert.

Wenn ich das so sehe und anderen durchaus im Überblick auch mal eine leichte Abschwächung in der Freundlichkeit zugestehe, schützt mich das vor dem Gefühl der Enttäuschung. Ich höre dann auf, mich zu fragen, was ich „falsch“ gemacht habe. Ich verlange somit aber auch nichts Unmögliches mehr von anderen.

Auch gestehe ich mir selber mal zu, einer Tagesform nachzugeben und etwas weniger freundlich zu sein, ohne mich gleich dafür zu verurteilen bzw. mich gleich zu fragen wie das bei meinem Gegenüber ankam und wie das dann wohl beim nächsten Mal aussieht, ob ich dann noch gemocht und also noch als „Mensch in dieser Welt“ akzeptiert bin.

Hermine sagt: Und, Schnuffelchen, was machen wir?

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