Zählt der Begriff Gemeinschaft heutzutage eigentlich noch etwas; taugt der noch etwas, um Lebenswelten westlicher Industrienationen zu beschreiben?
Von mir vermutete Vorteile:
Bedarf, eher, der Begriff Gemeinschaft in nahezu allen Gesellschaftsbereichen eines Überdenkens?
Gibt es das noch - und ist das nicht vielmehr obsolet und ineffektiv sowieso:
- die deutsche Vereinsmeierei
- die Familie am Arbeitsplatz
- von der Wiege bis zur Bahre
- ich habe 40 Jahre lang bei der Firma "Umgedreht und Aufgewacht" gearbeitet - und die Betonung lautet doch so gerne: Mir kann keiner was (nach-)sagen.
- die lebenslange deutsche Einehe
- Vaddern, Onkel und, hier, Oppa haben schon VW gefahren
- (wenigstens) zu Weihnachten in die Kirche
- Sex hat so und in dieser Form abzulaufen und das geht niemanden etwas an
- zwei bis drei Fernseh-Programme - (und überhaupt: Fernsehen?!)
- der Strom kommt aus den Steckdosen, die die Stadtwerke befüllen
- Telefonieren für Wichtiges, von zuhause (oder von der Arbeit) und in Ruhe
- usf.
Heutzutage scheinen ganz andere Begriffe angebracht die Realität (einigermaßen) abzubilden:
- diversifizieren
- individualisieren
- Individuation
- Selbstverwirklichung
- Opportunismus
- Pragmatismus
- Eklektizismus
- eigene Grenzen testen - Grenzen anderer ignorieren (der grassierende personalisierte Imperativ)
Das sieht dann für obige Skizzierungen folgendermaßen aus:
- Fitnessstudios mit InhaberInnen, Mitgliedern und zeitlich begrenzten Kursangeboten sind die neuen Vereinsvorstände, Vereinsheime und Turnhallen
- Arbeitsstätten sind Durchgangsstationen und dienen der weiteren Qualifikation - wer das nicht so sieht und betreibt, unterliegt bei der nächsten Umdrehung aka Umstrukturierung aka Umorientierung aka Outsourcing den ubiquitären Zentrifugalkräften des Personalwesens
- Ehepartner/innen wechseln mit den Phasen den Selbstverwirklichung
- Automarken ebenso
- Kirche?
- Sex verliert mehr und mehr Tabus und gewinnt mehr und mehr Aufmerksamkeit
- Fernsehprogramme in zunehmender Menge
- Wer kauft seinen Strom eigentlich noch bei den völlig überteuerten Stadtwerken??
- Telefon über alles und jedes, mit jedem, überall und nirgends
- usf.
Ebenso scheinen sich gewisse Vor- und Nachteile einer solchen Entwicklung von Gesellschaft abzuzeichnen. Dabei befinden wir uns naturgemäß in einer Übergangsphase, aber die Tendenzen sind eindeutig und höchstvermutlich unumkehrbar.
- Abhängigkeiten spielen eine untergeordnete Rolle
- Ressourcen zur Selbstverwirklichung nehmen zu
- Ressourcen für eine Bewältigung kritischer Lebensereignisse nehmen - auch für melancholisch veranlagte Menschen - zu
- Das Element/das Druckmittel der (Nächsten-)Kontrolle verliert an Bedeutung
- Das Leben an sich blüht
- Das Leben an sich wird mehr und mehr dem Leben gemäß, lebensgemäß gestaltbar
- Gesetze, die eine Gleichschaltung von Verhalten und Moral (über-)betonen, müssen auf den Prüfstand!?
- usf.
Von mir vermutete Nachteile:
- Es könnte eine Welle von Depressionen aufziehen
- Es könnte eine Welt gegen die wenig beisswilligen beziehungsweise schusssicheren Menschen entstehen
- Sinnsuche?!
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