Der Widerstand des Kranken gegen den Arzt ist das Objekt jeder Behandlung.
Religionen sind Schöpfungen des Es,
D. hat diese alberne Brudermordgeschichte weidlich zugunsten des Sichselbstbelügens ausgenützt.
Und weil man Hans mit Johannes dem Täufer zusammenbringt, der deutlich genug in Taufe und Hinrichtung als männliches Glied gekennzeichnet ist?
Der Kranke bedarf der Pflege, der Kranke erzwingt sich die Pflege. Jede Erkrankung ist eine Wiederholung der Säuglingssituation, entspringt der Sehnsucht nach der Mutter, jeder Kranke ist ein Kind, jeder Mensch, der sich des Kranken annimmt, wird zur Mutter. Die Kränklichkeit, die Häufigkeit und Dauer der Erkrankungen sind ein Beweis, wie tief der Mensch noch an die Mutterimago gefesselt ist. Sie können meist ohne die Gefahr eines Irrtums in Ihren Schlüssen noch weitergehen: Wenn jemand krank wird, ist es wahrscheinlich, daß er irgendwie in nächster zeitlicher Nähe des Krankheitsbeginnes überaus stark an die Mutterimago erinnert wurde, an die Imago der ersten Säuglingswochen. Ja, ich scheue mich nicht, auch hier das Wort ›immer‹ hinzusetzen. Es ist immer so. Und es gibt nicht leicht einen stärkeren Beweis für jemandes Leidenschaft zur Mutter, für seine Abhängigkeit vom Ödipuskomplex, als dauernde Kränklichkeit.
Georg Groddeck
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