Was das Lügen oder die Lüglein betrifft: Nichts ist dem Kind natürlicher, als zu erfinden und das Erfundene als wahr auszugeben oder die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Unwirklichem zu verwischen. Lügen die Märchen denn nicht auch? Daß man nicht lügen darf, ist ein Gesetz der Gesellschaft, eine der eindeutigsten Wirkungen des Freudschen »Über-Ich«. Mir wurde es in Salem so gründlich ausgetrieben, daß ich seither die Hitze in meinem Gesicht fühle, wenn ich zu einer Verlegenheitslüge Zuflucht suchen muß, und jene bewundere, die in meiner Gegenwart, etwa am Telefon, mit freudiger Eleganz sagen, wovon ich doch weiß, daß es nicht wahr ist.
(a.a.O., S.23)
Lit.:
Mann, G.: Erinnerungen und Gedanken. Eine Jugend in Deutschland. Frankfurt am Main 19862.
Hermine sagt: Ich bin klein, mein Herz ist rein.
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