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Somnium

Ich gucke durch den Türspion; gegenüber sehe ich eine Frau mit dunklen Haaren; die Tür gegenüber steht auf; ich sehe Matratzen und Kissen und Taschen und Vasen übereinander gestapelt: Ah, die nehmen jetzt ein anderes Zimmer dran.

Ich stehe oben und schaue aus dem Fenster. Ich sehe einen lang gezogenen silbernen Jaguar oder Bentley oder so etwas, wie der völlig rücksichtslos mit starkem, lautem Motor einfach fährt so wie (vermutlich) der Fahrer es gerade braucht; rote Ampel und andere Fahrzeuge interessieren nicht. Unglaublich. Typisch. Das Fahrzeug rast über eine Kreuzung und biegt links ab. Ein silberner BMW mit irgendeiner Aufschrift auf der Seite fährt dem Luxuswagen mit aller Kraft in die Seite und schiebt diesen so in einem 180° Winkel über zwei Fahrspuren und über einen Bürgersteig auf eine (Fußball-)Wiese.

Ich laufe auf die Fahrerseite des Autos zu und sage: Na endlich. Seid ihr bescheuert?! oder so etwas in dieser Art. Im Fond sitzen Mädchen und haben irgendwie Ähnlichkeit mit Tic Tac Toe oder Monrose, so diese Konfiguration. Die riefen: Wir können nichts machen; Vorsicht der hat ´ne Waffe. und schon bin ich auch schon vorne beim Fahrer; der sieht aus wie Oliver Pocher. Und der Wagen steht auch schon, und schon kommt eben dieser Oliver-Pocher-Typ raus. Mir neben dran steht ein Mann der sieht eher aus wie Ivan Rebroff (zu seinen besten Zeiten) – ist es der BMW-Fahrer? Ich kenne ihn nicht, aber ich weiß ich muss so tun, als kennte ich ihn – und noch etwas: Sagen sie den Scharfschützen, sie sollen Position auf den beiden höheren Häusern beziehen. Sie sollen nicht eher schießen als bis er versucht irgendetwas böses zu machen. Er geht. Ich hatte irgendwie eine kleine Pistole - oder nur eine Attrappe davon - (von dem BMW-Fahrer?) in der Hand, die fürs Erste reichen würde – bis der Typ erkennen würde, dass es keine so richtige Waffe ist. Jetzt ist dieser Typ - so dachte ich mir - festgenagelt: Er würde keine Geisel nehmen, denn wenn das jemand von den Scharfschützen sähe, dann fiele das sofort in die Kategorie böses Vorhaben, und die Scharfschützen würden sofort schießen. Er würde auch nicht nach seiner Waffe greifen, denn auch das würde sofort von den Scharfschützen wahrgenommen.

Ich ging immer zwei Schritte weiter zurück und leise sagte ich dem Mann neben mir (es war wohl wieder Ivan Rebroff): Die Leute sollen sich immer weiter Schritt für Schritt zurückziehen. Mein Ziel war es, dass der Typ (der Aggressor) irgendwann ganz alleine auf weiter Flur stehen wird und so sein gesamtes Unternehmen und sämtliche Fluchtideen ad absurdum geführt werden.

Der Typ wurde auch ganz nervös. Ich machte in Richtung Scharfschützen Handbewegungen, sie mögen sich zurückhalten.

Der Typ erkannte, dass er jetzt so gar kein Ziel mehr hatte. Er schaute immer unbeholfener um sich: Er hatte keinerlei Ausflüchte (Stellvertreter) mehr für seine Tat. Er wurde zusehends ausschließlich auf sich selbst zurückgeworfen.
Ich dachte mir: Eine fantastische gewaltfreie Möglichkeit (Deeskalation?) solche Täter dingfest zu machen. - Mittlerweile bin ich davon nicht mehr so überzeugt – oder – warte - doch? Ich weiß es nicht.

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