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Apropos Burnout

 

Wann aus Stress Burnout wird:
Anhaltender Stress im Beruf und/oder im Privaten ohne bewusste Erholungsphasen kann irgendwann in einer körperlichen wie psychischen Erschöpfungsreaktion münden. Diese kann so ausgeprägt sein, dass der/die Betroffene:

- sich aus eigener Kraft keine neue Energie mehr holen kann
- nicht mehr leistungsfähig ist
- emotional nur noch distanziert reagiert
Das kann Menschen unabhängig von Position, Bildungsstand und Alter betreffen.

Aspekte in der Persönlichkeit:
- hohe Ansprüche an sich selbst, bis hin zum Perfektionismus, jedoch wenig Gegenleistung oder Bestätigung erfahren
- schwaches Selbstwertgefühl, gewisse Konfliktscheu
- fehlende Bewältigungsstrategien, Resilienzstrategien, um mit Enttäuschungen oder Frust umzugehen
 
Faktoren im Arbeitsleben: 
- unerfüllbare Vorgaben 
- unklare Erfolgskriterien 
- große Verantwortung bei wenig sozialer Unterstützung 
- Zeitdruck 
- langweilige Routinen 
- mangelnde Kontroll- und Einflussmöglichkeiten 
- ständige Unterbrechungen des Arbeitsablaufes 
- schlechtes Betriebsklima, Konflikte mit Vorgesetzten und Kollegen 
- Angst um den Arbeitsplatz 
 
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat inzwischen Burnout als eigene Krankheit anerkannt und in den neuen internationalen Katalog zur Klassifizierung von Krankheiten (ICD) aufgenommen, der ab Anfang 2022 gilt. Voraussetzung für die Diagnose ist ein beruflicher Zusammenhang. Die Krankheit wird dabei in drei Dimensionen eingeteilt:
- Gefühl von Erschöpfung
- zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job
- verringertes berufliches Leistungsvermögen
 
Interventionen:
- zunächst einmal eine berufliche Auszeit verordnet
- Entspannungstechniken (autogenes Training; Muskelrelaxation nach Jacobsen
- Psycho-, Verhaltenstherapie
- Sport-, Bewegungsprogramme
 
mehr Gelassenheit im Job:
- Perfektionismus ablegen
- emotionale Distanz zum Job wahren
- Stressfaktoren vermeiden
- regelmäßige Rückzugsinsel (15 Minuten mit der Lieblingsmusik auf der Couch; Getränk in der Sonne genießen)
- einfache Entspannungsübungen erlernen
- regelmäßiger Ausdauer-Sport im aeroben Bereich 
- „Nein!“-sagen üben, Grenzen setzen
- Bewusst Auszeit nehmen
- (Lebens-)Ziele setzen – dazu gehört auch ein (neues) Hobby 
 

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