Ich vermisse nicht Steffi, meine Ex-Frau, nun schon seit über 10 Jahren. Wie oft habe ich schon geheult, versank ich in so etwas wie Depression.
Nein. Ich vermisse, dass ich lieben darf. Jede einzelne Bewegung, Art die Dinge zu sehen. Die wiederkehrenden kleinen Angewohnheiten, die wir in über 20 Jahren miteinander hatten.
Die weibliche Person, mit der er ich das erleben kann, an der ich das erfahren kann, ist austauschbar. Es handelt sich um mein (enormes) Potenzial diese Liebe zu empfinden. Gleichzeitig bildet dieses Potenzial die Gefahr eine Liebessucht zu sein.
So erklärt sich jedenfalls die ungewöhnlich ausgeprägte Trauer um den Verlust einer weiblichen Person, die beileibe nicht einfühlsam war! Ich musste mich selbst in die Notaufnahme fahren, als ich Gallenkoliken hatte. Ich habe mir noch Jahre danach anhören können, sie sei doch schließlich einmal anderthalb Stunden nach der Arbeit im Krankenhaus gewesen und habe mir eine Banane mitgebracht. Als ich mir beim Brötchenaufschneiden die Handinnenfläche aufgeschnitten hatte und mit dem Hinweis auf mein starkes Bluten um ein Pflaster bat: "Könntest Du mir bitte ein Pflaster bringen.", bekam ich zur Antwort: "Ja, aber nicht in diesem Ton." Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Ich musste immer um meine Wünsche kämpfen. Ich war in gewisser Weise koabhängig, jedenfalls liebessüchtig. Dabei war ich nie eifersüchtig. Ich bekam zum Schluss von Steffi, meiner Ex-Frau, vorgeworfen, ich sei zu blauäugig, nehme mir die Dinge zu arg zu Herzen und gebe anderen - im Gegensatz zu ihr - eine neue Chance.
Also: Trennungsverlust wie auch Trennungsangst sind oft nicht mit der Person verknüpft, vielmehr mit der Idee eines ersehnten Gefühls. Und dieses - vermisste und ersehnte - Gefühl ist eines aus der Kindheit. Unerfüllte Gefühle in der Kindheit suchen nach Befriedigung. Ein so erlebter Mangel hält im Zweifel lebenslang an - bis ich zu der Erkenntnis komme, was es damit auf sich hat: Heute bin ich erwachsen! Ich genüge mir selbst. Liebe ist etwas Wunderbares und kann besonders gut und in erwachsener Form erfahren werden, wenn ich selbst erwachsen bin und mir meiner sicher bin.
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