Direkt zum Hauptbereich

Erdungsstrahlen

Vorgestern war ich, im Rahmen der Lange Nacht der Museen, u.a. in einer Ausstellung, in der es um den Schamanismus einer noch heute existierenden Kultur in Papua-Neuguinea ging – und um die Überlebenschancen dieser Kultur.

Ich kam eine Treppe hinunter und sah von oben auf ein Boot im Stile eines Einbaumes; in ihm waren geschnitzte Figuren in unterschiedlichsten Positionen zu sehen – wie sich später herausstellte, wurden so die Seelen der Ahnen dargestellt. Ich hatte sofort beim Anblick dieses „Ensembles“ ein stark beklemmendes Gefühl, das mich in den Zustand übergehen ließ, den ich von mir in ähnlichen Situationen (déjà-vu-Erlebnisse; Todesahnungen in Bezug auf mir nahestehende Personen) nur zu gut kenne: Ungewollt reiße ich innerlich die Augen auf, alles um mich herum läuft wie in Zeitlupe ab, wobei meine eigenen Bewegungen in solchen Momenten wohl weniger stark verlangsamt sind, meine Atmung (und mein Herzschlag) verlangsamt sich; das dauert schätzungsweise immer nur ein paar Sekunden – wenn überhaupt. (Meine Frau hatte es einmal an mir gesehen und sagte dann etwas von 3-4 Sekunden) Mein Kopf zog sich zu. Ich sagte nur zu meiner Frau: „Mit diesem Boot stimmt etwas nicht. Grausam.“ Als wir die Treppe passiert hatten, sahen wir unter dem Boot eine Erklärung: Es handelte sich tatsächlich um ein Boot, welches – symbolisch – die Seelen der Ahnen transportieren sollte. Alles wurde im Rahmen einer schamanischen Zeremonie besiegelt.

Etwas später sah ich Fotos von der Zeremonie, bei der dieses Boot geweiht wurde: Die beteiligten Männer (Schamanen) hatten sich die Gesichter eingefärbt. Und genau an den eingefärbten Partien und genau in den farblichen Intensitäten hatte sich – oben auf der Treppe - "mein Kopf zugezogen": Von ca. 1 cm unter den Augen bis hoch zum Haaransatz in Ocker; unter dieser oberen Partie war ein ca. 1 cm breiter Streifen bemalt in Weiß.

Später zeigte meine Frau noch auf andere Figuren und fragte, ob damit auch „etwas los sei“. Ich sagte ihr, dass ich da nichts Schlimmes spüren könne. Wie sich kurz darauf herausstellte, waren es tatsächlich „nur“ Statuen moderner Künstler – dem Totenkult, oder besser Ahnenkult, nachempfunden.

Noch etwas später sahen wir noch die riesigen Totempfähle dieser noch heute in Papua-Neuguinea lebenden Kultur. Auch hier hatte ich wieder dieses völlig beklemmende Gefühl. Bei manchen Totempfählen stärker als bei anderen. Wir gingen eine Treppe rauf an den Totempfählen vorbei – Gott sei Dank war dort oben ein Nebenausgang, ich hielt es nur noch ganz wenige Minuten aus, dann ging es nicht mehr, ich musste da raus.

Das zeigte mir mal wieder: Ich muss irgendetwas in mir haben, dass heilerische – seherische - Fähigkeiten hat. Wie sah es damit wohl unter meinen Vorfahren aus? (Für mich fast unmöglich das zu eruieren, obwohl äußerst interessant!)

Übrigens, für die Menschen dieser Kultur hat der Tod ja überhaupt nichts Schlimmes oder gar Bedrohliches.

Die Lange Nacht der Museen war insgesamt mal wieder super. Hier kann ich mir immer Anregungen holen.

Hermine sagt: Hier, schnupper mal.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Distress heutigentags

Wer es an die Spitze bringt, auf dem lastet in der Tat ein Leistungsdruck, wie es ihn nie zuvor gegeben hat. Die Informationsflut aus dem Computer überschwemmt ihn, nicht sofort zu reagieren kann tödlich sein, die Kommunikation mit allen Winkeln der Welt fordert ihm höchste Präsenz in jeder Sekunde ab. Obendrein plagen ihn Versagensängste; von Missgunst umlauert fühlt er sich sowieso. Da greifen viele Manager nachts zu Schlaf- und am Tag zu Aufputschmitteln: smart drugs (Muntermachern) oder brain boosters (Denkbeschleunigern, Hirnkompressoren). Erst recht droht ihnen dann über kurz oder lang das Burn-out-Syndrom : das Gefühl, ausgebrannt zu sein, die Depression nach dem Dauerstress - und schließlich der Herzinfarkt, zynisch der Ritterschlag der Leistungsgesellschaft genannt. Dazu natürlich immer wieder die Lust an der Macht, am Status, am Geld, manchmal sogar ein Triumph. Der Sturz eines großen Bosses aber ist besonders tief, mit wie vielen Millionen er auch abgepolstert wäre: Da is...

Junges Vollblut

Im Profi-Schach kommen immer mehr junge Genies auf. Einerseits bedeutet das für die etablierte Garde eine angenehem Abwechslung und (endlich) neue Herausforderungen. Andererseits: Wo kommen die her? Wie geht so etwas? Früher, zu Zeiten von Bobby Fischer konnte man davon ausgehen, dass es sich bei einem so jungen Rekord-Großmeister um eine psychologische Besonderheit handeln musste; es war klar, dass diese wahnsinnige Leistung mindestens eine sehr einseitige Spezialisierung voraussetzte. Wie sich nicht nur bei Bobby Fischer herausstellte, konnte man auch ein psychologisches beziehungsweise soziales Defizit erwarten. Heutzutage erscheinen diese jungen Supergroßmeister erfrischend kommunikativ und mit einem mindestens ausreichenden Maß an sozialer Kompetenz ausgestattet zu sein. Es scheint mir, dass dies die Früchte einer intensiven Computerarbeit sind; die zweite oder gar dritte Welle nach einem Kasparow und einem Leko. Die Schachsoftware und der effiziente Umgang sind heutzutage perfek...