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Gott sei Dank, das Bundeskartellamt lebt

Ich hatte mal gelernt, dass die BRD eine Freie und Soziale Marktwirtschaft hat und dass hier die unrühmlichen Begleiterscheinungen des Kapitalismus, wie Marx sie zuvor noch prophezeit hatte, keine Gefahr für den normalen Menschen bedeuten würden, weil sie eben in so einer Freien und Sozialen Marktwirtschaft gar nicht drohen bzw. die möglichen begünstigenden Faktoren für solche Fehler vorher durch Kontrolle und entsprechende Regulation verhindert werden. Dies macht den großen Vorteil der Freien und Sozialen Marktwirtschaft gegenüber allen anderen Volkswirtschaftssystemen aus!

Unter anderem geht für den Menschen eine große Gefahr vom Kapitalismus durch Monopolbildung und Preisabsprachen aus. Die wichtigste Kontrollinstanz, die diese Fehlentwicklungen verhindern soll, ist das Bundeskartellamt. (Es möge mir bitte keiner mit irgendeiner dubiosen Selbstkontrolle (des Marktes) kommen!)

(Das praktisch alle CDU- und SPD-Politiker – wohlgemerkt: nicht Volksvertreter aus CDU und SPD -, diese Freie und Soziale Marktwirtschaft öffentlich, ungefragt (und ungestraft?) in „Freie Marktwirtschaft“ umbenannt haben, lässt tief blicken, steht aber auf einem noch ganz anderen Blatt, genauso wie die diversen Möglichkeiten „daran“ etwas zu ändern)

Nun ja, dass das Bundeskartellamt diese ihm eigentlich zugedachten Aufgaben auch wirklich wahrnimmt, daran hatte ich schon lange gezweifelt und, ehrlich gesagt, auch nicht mehr dran geglaubt, denn, selbst bei Zusammenschlüssen allergrößter Konzerne, war die routinemäßige Vorgehensweise doch folgende: „Kartellamt prüft...“ - Zeit verstreichen lassen - „...geht in Ordnung“.

Gott sei Dank haben in letzter Zeit die jeweiligen Kontrollinstanzen der Europäischen Union Deutschland von den dümmsten Sachen und Wirtschaftsidiotien abgehalten.

Jetzt, Oh Wunder, will das Kartellamt 30 Gasversorger zu sofortigen Preissenkungen zwingen!

Und das wo wir gestern noch so ein tolles, eigentlich freches bzw. tolldreistes „Angebot“ von unserem Versorger erhielten, in dem so fabelhafte Aussprüche zu lesen waren wie: „nicht verhandelbare Ölpreisbindung“; „Referenzpreise sind die des Ölpreises der vorhergehenden 6 Monate und da die ja nun besonders hoch gewesen sind, könnten wir uns auf ebensolche Gaspreise gefasst machen; aber mal sehen, wenn das so wie jetzt weitergeht könnten wir wohl im 2.Quartal 2009 mit fallenden Gaspreisen rechnen“!?; „das Unternehmen ist aber auch weiterhin das billigste in unserer Stadt und im Umkreis“; „wir können uns doch mal überlegen einen billigeren Tarif (wenn wir gewisse Verbrauchszahlen hätten) zu wählen – für einen festen Vertragszeitraum.“ (Ich denke, auch die Frechheit mit dem „2.Quartal“ ist jedem aufgefallen)

Ob das noch einem lauteren Wettbewerb entspricht, weiß ich nicht. Es ist auf keinen Fall ein angenehmer bzw. angemessener Umgang mit Kunden!

Wenn ich das richtig verstanden habe, müssen die Gasunternehmen die Preise rechtfertigen und nicht mehr der mehr als skeptische Verbraucher. Und wenn das mit dem Kartellamt so stimmt, ist das ja umso besser. Ich hoffe, dass unser Versorger bei diesen 30 zu zwingenden Unternehmen dabei ist. Und wenn das wirklich so ist, dann kann ich wenigstens einmal sagen: „Hurra, das Bundeskartellamt lebt!“

Hermine sagt: Recht so, mein Häschen!

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