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Ganz tolle Zusatzbeiträge für die Krankenkasse

Mit 16 ist der deutsche Mensch halb-volljährig; mit 18 ist derselbe Mensch volljährig; mit 21 nochmals volljährig; mit 23 Jahren ist die Deutsche Person so richtig volljährig - aber mit 20 Jahren?

Nun, in den deutschen Krankenkassen scheint es da nochmal irgendwie so eine Schallmauer zu geben; 64 setzt den Endpunkt desselben Range.

Männer und Frauen scheinen bei den Deutschen Krankenkassen übrigens auch zwei völlig verschiedene Inventare zu sein  - bis dato 2011.

Was ich meine?

Heute ist mir so ein Schreiben meiner Krankenkasse ins Haus geflattert (wie man so sagt), auf das ich gleich näher eingehen will.

Wie jeder weiß, habe ich mich seit Jahrzehnten in der freiwilligen gesetzlichen Krankenversicherung untergebracht. - Wie auch jeder weiß: die Zahnärztin sieht mich zur halbjährlichen Vorsorgeuntersuchung und ebenfalls zweimal im Jahr zur professionellen Zahnreinigung. Andere Ärzte sehen mich nur, wenn wirklich absolut klar ist, da stimmt etwas nicht und ohne ärztliche Hilfe wird das nichts (böser, böser Norovirus von vor ein paar Wochen!), sowie einmal ca. alle zwei Jahre zum Gesundheitscheck.

Heute, nun also, wird mir per Schreiben "Mehr Lebensqualität durch weniger Zuzahlungen" angeboten mir doch für meine Krankenversicherung noch ein paar Extra-Leistungen zu sichern, quasi zu Super-Sonder-Konditionen (für Mitglieder, die ganze Familie und ohne Gesundheitsprüfung).

Was ist "Mehr Lebensqualität durch weniger Zuzahlungen"?? - Was gibt´s?
  • Zahnersatz und Inlays
  • Heilpraktikerbehandlung
  • Krankheit im Ausland
  • Krankenhaus- und Kurtagegeld
  • Sehhilfen
  • Hörgeräte
Und das alles für bestimmte Geschlechter- und Altersgruppen zu günstigen Monatsbeiträgen.
Frauen bezahlen 3 Euro/Monat mehr - ... Der Altersrange ist jeweils 20 bis 64 Jahre.

Für 12 beziehungsweise 15 Euro pro Monat erhielte ich also obige Leistungen zu meinen Krankenkassenleistungen hinzu. Wie nett!? Dass ich ob solcher Ankündigungen sofort Hurra schreie, aus dem Alter bin ich schon lange raus.

Also, erstmal die beiliegenden Schreiben genauer durchtüfteln.

Hier zeigt sich schon Mal (ich fange unten an), dass ab 65 die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen beibehalten wird; es kehrt sich nur um: Frauen bezahlen dann pro Monat 28 Euro und Männer 30 Euro.

Sodann unter Zahnersatz und Inlays. Im Falle von Zahnersatz gibt es 60 Prozent "sodass Ihre persönliche Zuzahlung erheblich reduziert wird oder sogar ganz entfällt". Juchhu, würden manche ob dieser Anmache ausrufen - nicht mit mir! Kurz: Aufgelistet werden im Einzelnen die erstattungsfähigen Zahnersatzarten. Inlays werden erstattet "zu 100%, höchstens jedoch 250 Euro je Einlagefüllung (Inlay)". Und, nur am Rande: Wartezeit für Erstattungen 8 Monate.

Per Überschlag durchrechnen:

  • 250 : 15 = 16 2/3 Monate = 1 Jahr und 4 2/3 Monate = 1 Inlay
  • ein Zahnersatz zu 1000 Euro = 600 Euro Erstattung : 15 = 40 Monate = 3 Jahre und 4 Monate

Das heißt für mich: habe ich anderthalb Jahre nichts mit Inlays zu tun, zahle ich drauf. Habe ich drei Jahre und vier Monate nichts mit einem 1000 Euro Zahnersatz zu tun, zahle ich drauf. - Danke, nein.

Sehhilfen: Voraussetzung ist eine Änderung der Sehfähigkeit um mindestens 0,5 Dioptrin - dann werden 80 %, höchstens aber 300 Euro erstattet.  Ein selbsterklärendes Nein-Danke-und-Tschüss.

Hörgeräte: ...

Heilpraktiker: ... höchstens 300 Euro/Jahr ... "soweit das Honorar im Rahmen der Beiträge des Gebührenverzeichnisses für Heilpraktiker 1985 liegt und den Regelhöchstsatz der amtlichen Gebührenordnung für Ärzte nicht überschreitet." - Neben allem anderen, das hier (und an anderen Stellen) zu sagen wäre, nur soviel: Zehn Behandlungsstunden à 60-70 Euro machen ...

Krankenhaus, Kur und Sanatorium: Für die ersten 28 Tage werden die pro Tag gesetzlich fälligen 10 Euro für den Krankenhausaufenthalt erstattet. Für Kur und Sanatorium (mit geeignetem Nachweis der Notwendigkeit -  wäre ebenfalls wieder ein Thema für sich) werden pro Tag und unbegrenzt 11 Euro erstattet. - Und, nein, man kann sich seinen jährlichen Urlaub nicht damit zusammenstricken: bis zum nächsten Leistungsanspruch müssen nämlich mindestens 24 Monate vergehen.

Zumeist wird heutzutage zugesehen, dass die Krankenhauspatienten, nach beliebigem Eingriff, umgehend wieder nach Hause verbracht werden (Z.B., Cave: Staphylococcus aureus!).

Ganz abgesehen davon: Sehr viele Kuranwendungen sind ambulant zumeist weitaus effektiver.

Auch diese "Leistung": Für mich komplett uninteressant, danke, nein, und tschüss.

Krankheit im Ausland: Nur eine Frage, wieviel kostet eine wirklich, richtig gute, leistungsstarke Auslandskrankenversicherung für einen begrenzten (nicht kurzen) Zeitraum? ...

Es dürfte jetzt also jedem klar geworden sein: Ich schliesse solche Zusatz-Versicherungen nicht ab!! Ausgemachter Humbug. Da könnte ja jeder kommen.

Was mich in dem Zusammenhang jetzt aber mal wirklich interessiert, ist, wie Versicherungsbeiträge aus solchen Zusatzversicherungen zwischenzeitlich unter den einzelnen Krankenkassen-Budgets, so denn solche existieren, umgewuchtet, hin und her geschoben werden. Wäre es allzu arg vermessen von mir solche Zusatz-Versicherungen mit ihren für mich doch sehr merkwürdigen Zusatz-Leistungen als mehr oder weniger offensichtlich versteckte Zusatz-Beiträge in beziehungsweise für die Gesetzlichen Krankenkassen zu markieren?

Hermine sagt: Beide sind wir da drin. Beide, vergiss das nie ... Spaß, mein Trüffel-Nashörnchen.

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