Wenn in geselliger Runde jemand zu schreiben oder schreiben zu wollen behauptete, fragte ich nach, worüber sie denn schreiben wollten. Die Antwort blieben sie mir meistens schuldig. Ich fand das seltsam. Schon damals - und seither immer mehr - habe ich es komisch gefunden, daß unsere Kultur Menschen en masse hervorbringt, die schreiben können und wollen, aber nichts zu sagen haben. Warum wollen sie schreiben, wenn sie offen und ehrlich zugeben, daß es nichts gibt, was sie vermitteln könnten? Können sie nichts anderes tun? Woher dieser Drang, etwas zu bewirken, ohne tätig zu werden? Für mich hat sich die Lage immer umgekehrt dargestellt. Ich war immer schwanger, hatte aber nie das Bedürfnis, ein Kind in die Welt zu setzen. Ich meine das auch wortwörtlich. Die Geschichte mit Maria war etwas anderes, da war es Maria, nach der ich ein Bedürfnis hatte.
(a.a.O., S.116)
Lit.:
Gaarder, J.: Der Geschichtenerzähler. München 2002.
Hermine sagt: Bitte sehr.
P.S.: Ich hatte dieses Post schon einmal veröffntlicht; für meine momentane Sicht der Dinge finde ich - da kann ich suchen wie ich will - nichts Besseres.
Das Zitat erinnert mich an jene Epoche, die man gemeinhin als "Biedermeier" bezeichnet. Und das meiste von dem, was uns aus dieser Zeit überliefert ist, kann man wohl getrost vergessen. So wie heute, in den Blogs. Was treiben so viele von uns hier eigentlich, mich eingeschlossen: das meiste von dem, was ich in neuzeitlicher, also virtueller Manier "zum Besten gebe", verdient keine Beachtung, so wie dieser Kommentar, er ist im Grunde überflüssig, nur des Löschens würdig.
AntwortenLöschen"Wir" sind wohl zu biedermeierisch, zu bequem mit uns selbst, sitzen auf bequemen Polstern, umrahmt von schwärmerisch-idealistischen oder egozentrisch-hegonistischen Gedanken, posten um den heissen Brei herum, genannt "Arbeit an uns selbst".
Gute Schreiber wissen ein Lied von diesem Leid zu singen. Sie sind aber deshalb gut, weil sie sich stellen und fordern, immer wieder.
P. S. Wird langsam wirklich Zeit, blödsinniges zu löschen. "Kill your darlings!"
P. S. "Hegonistisch", welch ein Lapsus.
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