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Empathie

Zeitlich begrenzte Empathie; interessant: Ich fühle mich ein, ich trenne mich; ich nehme Verbindung auf, ich schalte die Verbindung ab!?

Meine Angst dabei ist, dass wenn ich diese meine Fähigkeit zu intensiver Empathie und damit eben einen Teil meines Selbst abschalte - so wie ich es schon mal für ein paar Jahre mehr oder weniger unfreiwillig getan hatte -, wenn ich also bewusst nicht mehr auf Empfang gehe, dass ich mich dann eines meiner größten Potenziale beraube.

Andererseits empfinde ich so manche meiner Empathie-Exkursionen als extrem belastend für mich, ja fast schon als traumatisierend (qua deren Extension und Intensität).

Also müsste das doch für mich heißen, dass ich zwar immer schön auf Empfang gehen kann wie bisher, dass ich mich jedoch stets darin üben muss - und überhaupt erst mal einen Weg dazu finden muss - rechtzeitig den Aus-Knopf zu finden: Das ist eine fast schon mehr als selbstverständliche Schlussfolgerung - nichtsdestoweniger stellt die praktische Umsetzung derselben genau die Schwierigkeit für mich dar.

Irgendwie fühle ich mich durch die eben erwähnte Schlussfolgerung, wie als müsste ich meine immens ausgeprägte Fähigkeit zur Empathie dazu trainieren im richtigen Moment die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich soll - auch noch in dem Moment - entscheiden, was ist Spreu, was ist Weizen?

Das, so behaupte ich für mich, ist mir unmöglich.

Also, sollte ich meinen Lösungsansatz wohl eher weiter nach hinten verlagern, denn: Empathie abschalten? Nein. Spreu vom Weizen trennen? Nein. Manchmal stark belastend? Ja.

Es wird also wohl eher darum gehen und praktikabler sein, zu lernen wie ich die empfangenen Ereignisse beziehungsweise die empfangenen Gefühlsaggregate, -wellen für mich im Nachhinein adäquater einordnen könnte.

Ich könnte mir - als ein Lösungsansatz - zum Beispiel sagen, ich empfange diese Aggregate (kurz gesagt), ich bin sie aber nicht schuld; ich empfange diese Aggregate, sie betreffen hingegen in allererster Linie den Sender (und nicht mich), ich war höchstens dazu da regulierend, im Sinne von positiv unterstützend und wertschätzend, einzugreifen, mehr steht mir gar nicht zu. Entscheidend ist für mich tatsächlich zu begreifen, dass so ein jeweiliger Fall über die angerissenen Berührungspunkte hinaus nichts mit mir und meinem Leben zu tun hat. Dem betroffenen Mensch ist nicht geholfen, fühle ich genauso und lasse ich mich genauso von den jeweiligen (hier: meist negativen) Gefühlen treiben wie dieser Mensch. Schon gar nicht darf ich mich - was das im Nachhinein betrifft, wenn ich also wieder für mich alleine bin -, schlecht fühlen, weil sich der jeweilige Mensch auch schlecht fühlt, denn: Das hat nichts mit mir und meinem Leben beziehungsweise mit meiner Position im Leben zu tun! Hinzu kommt: Ich muss nun aber auch nicht jedem Menschen helfen, der sich mir anbietet (Stichwort: Helfersyndrom); dazu neige ich aber Gott sei Dank auch nur bedingt unter ganz bestimmten Konstellationen, und die weiß ich mittlerweile sehr gut einzuschätzen. Was das davor Gesagte betrifft: Ich muss diese meine Erkenntnisse dann aber auch ganz genauso fühlen! Das wird mal besser, mal (etwas) schlechter klappen.

Hermine sagt: Mir fehlen noch Tagliatelle und Hefe, bitte sehr.

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