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The Green Mile

Gestern Abend habe ich ihn mir angesehen, auf VOX, den Fernsehfilm „The Green Mile“ (von 1999); ich hatte es mir schon seit langen Jahren vorgenommen; er wird ja schließlich immer feiertagsnah wiederholt. Nun, gestern konnte ich es endlich einrichten ihn mir anzuschauen; damit bin ich wahrscheinlich mal wieder einer der letzten Eingeweihten. - Für mich waren es jedenfalls dreieinhalb Stunden Hochspannung, angenehme.

Es war ein ewiges Auf und Ab der Emotionen in dem Film. Tom Hanks war (mal wieder) unschlagbar gut; von ihm erwarte ich aber auch schon fast nichts anderes mehr. Dann war da aber noch dieser Michael Clarke Duncan. (Spielt der auch noch in anderen Filmen mit?) Er stellt den John Coffey (nicht ganz Coffee) dar und zwar auf eine für mich absolut beeindruckende Weise: So ein Riese, und doch so viel Ausdruck, der sich immer zwischen Zweifel an seiner Wahrhaftigkeit, Mitleid für ihn, Behäbigkeit und Bewunderung für ihn zu bewegen hatte. Für mich ist er der zweite Hauptdarsteller gewesen; ob das filmtechnisch so stimmt, weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht. (Übrigens: Den Schweinchen-Babe-Mann habe ich in der Rolle des Gefängnisdirektors auch wiedererkannt.)

Der Film strotzte nur so vor Gewalt beziehungsweise vor Androhungen von Gewalt (Aggressionen) und bedrückenden Szenen; es war aber eben nicht diese übertriebene Sorte – denn alle diese Szenen stellten Fragen an den Zuschauer: Für oder gegen die Todesstrafe? Wozu Vorurteile gegenüber Schwarzen? Tragen Strafen zur Läuterung bei? Warum eigentlich diese scheiß Aufteilung in „Hochwertig“ und „Minderwertig“? Wie kann man Mäuse so dressieren – ist das sinnvoll? Beruht das alles auf wahren Begebenheiten? Sind wir sicher, dass solche repressiven Systeme nicht wieder in unser Leben, in unsere Demokratie zurückkehren können? u.a.m. - Der ganze Film spricht ein eindeutiges, beeindruckendes Plädoyer für die Menschlichkeit!

Und Ja, ich gebe es zu: in meinen wenigen Anflügen von Hybris wünschte ich mir manchmal ich könnte so heilen und in die Verteilung von Gut und Böse eingreifen wie dieser John Coffey; es waren faszinierende, beeindruckende Bilder für mich.

Hermine sagt: Gruseliger Film war das.

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