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Urlaub - La Palma II

Ich bin heute an den "Strand" gegangen. Das war schön. Auch wenn es "nur" Lava-Klippen sind. Die sind schön bewachsen oben auf den ebenen Flächen. Ich habe jede Pflanze, die eine andere Sorte war, eine Sorte, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte, berührt und berochen. Da waren so richtig schöne, nach Zitrone duftige Blumen dabei. Wundervoll, wie sich das Leben so schön auf Lava ausbreitet. Lava ist aber vielleicht auch nicht tot.

Das sieht toll aus: Wie das superblaue Atlantik-Wasser gegen die schwarzen Lava-Klippen knallt und spült. Ich hab an vielen Stellen gestanden und den Anblick genossen. Und die Geräusche. Toll. Das alleine ist schon die Insel La Palma wert. Das war tatsächlich ein Rausch der Sinne. Ich mache das auf jeden Fall nochmal. Rechts rum ging es zu wunderschönen Ausblicken. Vor allem auch dann mit Blick auf die Stadt Los Cancajos. Gelbe mediterrane Kulisse. Jetzt verstand ich das Schöne an der "mediterranen" Farbe. (Mediterran ist es ja wörtlich hier nicht.)

Besonders wertvoll für mich, dass ich wirklich die einzelnen Plätze genossen habe. So richtig wirklich. Und ich wollte immer an diesen oder jenen Punkt, um besser gucken zu können. So schöne Aussichten, gerade wenn es so schöne Fontänen zu gucken und zu hören gab. Wenn ich mir vorstelle, wie sich da das Wasser über Jahrhunderte ranschmeißt und in die Klippen reinschleicht und einfräst. 

La Palma hat das toll gemacht. Mit den schwarzen Lava-Mauern. Zur Land-Seite hin verbergen sich dahinter meist die Pools der Hotels. Schlimm die zwanghaften Deutschen: Der Mann hockt auf seiner Liege, die Frau richtet alles so, wie es sein soll und immer war, damit es dem als perfekt anerkannten System entspricht. Es muss alles so sein, wie es immer war. Die Decke über die Lehne der Liege wird akkurat stramm gezogen, die Strandtasche exakt ausgerichtet.

In den Randmauern zur Wasserseite hin sind immer wieder so Bänke eingelassen und Lücken von wo aus mehr oder weniger längere Wege gehen. Toll. Die Büsche, die kleinen Palmen. Die gelben Blüten zerreiben - riecht wundervoll zitronig. Und die Eidechsen waren überall zu hören und zu sehen. Vögel habe ich auch gehört - aber nicht gesehen.



Viele Selfies habe ich gemacht. Auch immer so schön mit den zweiteiligen Panoramen der Insel: sonnig - wolkig. Toll. Ich dachte, die Echsen werde ich nicht fotografiert kriegen. Dann hat es aber so schön - und noch viel schöner - geklappt. Ich habe auf einer wirklichen Bank an einer Klippe gesessen und nach und nach integrierten mich die Eidechsen. Es gab schmale und kräftigere, die dazu blaue Wangen und Bauch haben. Ich habe gesehen, wie die atmeten. So schön. Fotos von den Echsen konnte ich in aller Ruhe machen. Zum Schluss habe ich dem großen Blauen und den anderen gesagt, dass ich mich nun verabschiede und noch zu der Ecke da vorne gehe und dann wieder zurück ins Hotel.

Ich hatte mir schon überlegt, dass ich mir noch Nescafe und Milch hole. Ich habe mir alles zu meiner vollen Zufriedenheit arrangiert. Ich bin dann ins Hotel und habe einfach nach meinem Geschmack noch ein Genuss-Bad im Pool genommen. Dann noch Schach-Aufgaben. Gedöst. Und dann Essen. Ich hatte diesmal das Edel-Restaurant gewählt und Zehn Euros mehr ausgegeben. Naja, ein toller Kellner. Toller Fisch zum Teil und schön mit Spinat. Ich hadere etwas damit 10 Euro mehr ausgegeben zu haben für höchstens gleichwertiges Essen und Ambiente wie gestern. Aber das ist okay. Ich gehe morgen wieder ins Mi Rincon oder ganz woanders hin.

Gottseidank hatte sich bei der Restaurant-Wahl meine Stärke bemerkbargemacht, und ich bin nicht in das Restaurant nebenan gegangen: Nervende Familien mir nervenden Kindern. Dafür waren bei mir so Schnösel mit Schnösel-Getue und "Uniform". Jedenfalls habe ich gutes Trinkgeld gegeben (zu viel!) und die Freude des Kellners hat mich entschädigt.

Klar ist, ich denke, sobald ich an Früher denke an etwas anderes, nämlich an das Hier-und-Jetzt. Und das ist genau der richtige, der heilende Ansatz. So schaffe ich mir selbst die schönen, neuen, heilenden Assoziationen!

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