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Urlaub - La Palma VIII

Tag der Rückreise.

Wieder ein Tag des Wartens, dass es weiter geht. Auschecken im Hotel. Alles glatt. Nur die Zeit davor...Gemütlich gefrühstückt. Noch gelesen. Die Luft und die Zeit genossen. - Dieses Credo, die gesunde Lebenseinstellung, dass es das Hier-und-Jetzt ist, das zählt, das wird mir immer deutlicher und wichtiger. - Dann wartete ich auf das Taxi.

By the way: ich find das so geil: diese nervigen Deutschen, die alles sichern, alles raffen, alles als Erste und alles als Beste haben wollen, und dabei auch noch laut sind mit ihrer Scheiss-Art, die kommen im digitalen Internet einfach und gottseidank keinen Schritt weiter. Das Meer, der große Gleich-Macher Internet.

Zuerst kam ein Bus, der Fahrer hatte meinen Namen nicht, also war ich mir klar, der Bus galt nicht. Da die Warterei aber noch zwanzig Minuten so weiter ging - gemäß schriftlicher Benachrichtigung sollte ich zwanzig Minuten vor Abfahrt da sein -, hatte ich genug Zeit mir Sorgen zu machen, ich hätte  meine Chance mit dem Bus verpasst. Obwohl ich eindeutig die Namen auf seiner Liste identifiziert hatte. Hm, obwohl ich also vorher so schön im Moment war, reichte diese Unsicherheit aus, mich zu beunruhigen, Naja, es hing ja doch viel von dieser Taxi-Fahrt ab, also darf ich beunruhigt sein.

Der Taxi-Fahrer kam exakt und wollte mich vorsätzlich durch seine Freundlichkeit zu einem Trinkgeld provozieren. Das war für mich die erste Übung des Tages dem Stand zu halten. Sehr angenehm, dass ich am Flughafen praktisch genau nur so lange Wartezeit hatte, dass es für den Duty-Free Shop gereicht hat. Da habe ich irgendwie es geschafft nahezu sämtliche Einkaufs-"Pläne" zu ändern. Erst sollten es ja Davidoff Hot Water und Jameson werden und womöglich Kopfhörer. Letztlich habe ich mich an Kens Motto erinnert, dass die Rabatte es eigentlich auf dem Flughafen ausmachen. So wurde es dann ein Johnnie Walker Black Label; in der Distillery, die jede einzelne einzelne Flasche Johnnie Walker mit mindestens einem Tropfen ihres Single Malt versorgt, war ich ja schon. Soll ich doch wieder nach Schottland!? Schon sehr schön dort.



Im Flugzeug, welch Wunder, kam ich genau wieder neben dasselbe Paar vom Hinflug zu sitzen. Nur diesmal ich neben die Frau und - gottseidank -. am Gang.

Im Flugzeug stand neben der Flugbegleiterin plötzlich ein Mann: Gottfried Dolezal? Ich werde ihn nachher, wenn ich ihn nochmal sehe, ansprechen. In jedem Fall ist mir dabei blitzartig klar geworden - unterstützt durch die Geschichten (Gestalttherapie), die ich gerade lese, dass ich schon damals vor zwanzig Jahren, als ich Gottfried zum ersten Mal gesehen hatte, immer nur meine Beziehung zu Frauen im Kopf hatte!... Es war schon immer schwierig. Irgendwie sind meine Beziehungen immer schwierig, jedenfalls geht es mir um Nähe und die ist für manche zu viel und vor allen Dingen bin ich genau in dieser Beziehung sehr vulnerabel.

Wenn mir jemand mit Offenheit kommt, mit Zuneigung gar, dann bin ich ein gefundenes Fressen für Alle. Und ich kann dann nicht mehr unterscheiden: ist das Liebe?

Die Begegnung mit Gottried hat mich an meinen Anfang zurückgebracht und vorangebracht.

Und ich kann´s noch: die Leute fragen mich um Rat. Um mich herum einen Menschenansammlung und ich werde gefragt. Das funktioniert selbst dann, wenn ich offensichtlich kein Einheimischer bin und wenn klar ist, dass ich gerade an andere schreibe. Ich sag´s ja, ich bin im für mich richtigen Beruf, meine Berufung. Zu und zu schön, nach Hause fahren und gleich mit Freunden verbunden sein und schreiben und Nachrichten austauschen. Auch wenn ich gar nicht gut darin bin, Freundeskreise zu pflegen. Wenige aber richtig gute Freunde. Und schon gleich wieder drei neue Verabredungen: zwei Morgen, eine Ende November...

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