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Urlaub - La Palma IV

Heute war ich hin und her gerissen. Wegen des unbeständigen Wetters und wegen meiner Verfassung hatte ich fast schon heute (und nicht erst morgen) meinen Faulenzer-Tag eingeschoben. Ich bin dann an der Promenade entlang geschlendert, wo wie ich es mir vorgenommen hatte. Schön.

Es war wieder sehr intensiv für Auge, Ohr und Seele. Es gab so viele kleine Orte zum Innehalten. Dieses Wasser, diese Lava - die Geräusche.

Wasser macht einfach! Und irgendwann - egal wann - hat sich auf dieser stahlharten Lava eine neue wunderschöne Form herausbilden lassen. Im Moment ist jedes Wasserspiel, jedes Geräusch wundervoll. Wie gebannt war ich jedesmal. Jeder Ort, jedes Geräusch, jeder Gang, jedes Foto - ich habe mir nichts nehmen lassen.

Weder durch meine Seele noch durch meine eigenen Einflüsterungen. Meine Seele war heute - heute Nacht schon - belastet. Die alten Geister (und Illusionen?) zerren wieder an mir, machen mich traurig. Die so wunderschönen Momente von früher sind nicht mehr und kommen nicht mehr. Sie fehlt mir so sehr. Vom ersten bis zum letzten Tag und noch heute, 3 Jahre nach der Scheidung, liebe ich sie und ich vermisse sie unendlich! Und wieder: Wie hätte ich das nur aufhalten können!? Ich war es, ganz alleine ich - von dem Gedanken, von dem Gefühl komme ich nicht weg. Urlaub war immer die schönste Zeit.

Heute Nacht war es mir nach langem Wachliegen klar, da ist die Parallele: Alle 3 Frauen dasselbe, angefangen bei meiner Mama. Ich war (und bin) stets der Seelentröster, mit einer unmenschlichen(!) Ausdauer und Geduld. Ich blieb dabei auf der Strecke. Entweder verkapselte ich mich während ich das Leid begleitete oder ich wurde ein Meer aus Traurigkeit während ich das Leid begleitete. Das alles immer erst im Laufe der Jahre. Und wenn ich über mein Thema mich austauschen wollte, manchmal verzweifelt Rat suchte, dann wurde der Zeit- und Energieaufwand eingegrenzt. Unter anderem mit Worten, die mich vor den Kopf stießen, die mich verletzten - wäre ich nicht süchtig nach diesen 3 Frauen gewesen.

Ich habe jahrelang unter dem Entzug meiner Mama gelitten, die viel zu früh gestorben ist. Unter dem Entzug meiner Ex-Frau leide ich aktuell und ebenfalls nach Jahren des Entzugs noch immer unendlich stark... Das Mich-Aufgeben habe ich bei der dritten Frau noch rechtzeitig beenden können. Hm, sie hatte wohl auch keine Chance gegen den Einfluss meiner Ex-Frau.

Mein bester Freund sagt immer, Gefühle seien übertragbar. Ich glaube es. Ich habe heute bei all der Last auch zwischendrin innerlich Bilder von einer Zukunft mit einer Frau gesehen, ich habe nämlich das Bild einer wunderschönen (für mich) Frau mit einem fröhlichen, entspannten Gesicht und schönen welligen, dunklen Haaren gesehen. Ein Gefühl für die Atmosphäre zwischen uns hatte ich auch.

Plötzlich war mir klar, wo ich sie finden könnte: bei Lesungen, bei entspannten Veranstaltungen. Der der das erzwingt, bin ich auf keinen Fall, Ich werde mich aber wieder mehr um solche Veranstaltungen bemühen.

Dies alles spielte sich zum Teil ab während ich am Strand war und auch hier den Atlantik "berühren" musste. So schön. (Und wieder...Kanada...1996...Pazifik) Gottseidank bin ich so stark, dass ich mich denn doch immer wieder auf die wundervollen Augenblicke, die Gegenwart, das Hier-und-Jetzt besinnen konnte.



Ich hatte mir ja schon in der Vorbereitung für heute vorgenommen zu genießen: Sehen, hören, Musik hören, mich bewegen, Red Bull genüsslich trinken. Und ich hatte mein Mikrofaser-Tuch (wie schon in Schottland) dabei, um meine wunderschönen Füsse zu trocknen. Auch so etwas: ich war und bin von "ihren" Füssen begeistert - dabei: waren es stets meine eigenen?! Das gerade heute mir wieder so nachdrücklich unsere Hochzeitsreise einfällt. Auch abends beim Essen. Damals Lachssteak am Stäbchen hochgehoben. So wundervoll.

Ich habe heute die € 10, die ich noch vor kurzem "zu viel" ausgegeben hatte wieder - wie von mir geplant - eingespart. Das war natürlich lecker. Ente. Und dann an der Promenade im Dunkeln am Wasser entlang. Genial. Dieselben innerlichen Genüsse wie tagsüber nur noch viel intensiver! Einfach genial.

Die Reise nach La Palma hat sich spätestens jetzt vollständig gelohnt. Nicht zuletzt auch wegen meiner neu gewonnenen Erkenntnisse. So wie ich es wollte. Späterhin wird es wohl so sein, dass sich auch die Urlaube - diese mit Vergangenheit durchtränkten Ereignisse - mit neuen Assoziationen anfüllen und für mich einfach unbeschwert schön sein werden.

(Verdammte Scheiße. Mir ist immer noch nicht klar, warum ich immer an diese "Ich will das", "Ich will das auf gar keinen Fall" und so dominant auftretenden Frauen, diese Unentspannten gerate. Und ich bin - das merke ich in den letzten Jahren und bekomme es von allen, denen ich begegne,  gesagt - der Tiefen-Entspannte! Aber jeweils nach längerem Zusammensein, nach längerer Beziehung werde ich unentspannt...nervös...)

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