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Lucys Trilogie

Prof.Dr. Markoff H. Niemz hat mit Lucys Vermächtnis (vgl.u.a. Lit.) in diesem Jahr das bisher letzte Buch zu seinem Werk über die Welt der neugierigen, mitteilungsfreudigen und virtuellen Lucy veröffentlicht; die Lucy-Reihe ist damit ein Trilogie.

Niemz stellt die Naturkonstante Lichtgeschwindigkeit beziehungsweise den Grundstoff Licht als die Lösung für existenzielle Fragen der Menschheit vor.

Im ersten Buch (s. jeweils u. die angegebene Literatur) werden dem Leser die für die vorzustellende Thematik relevanten Informationen zur speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie gegeben; für mich persönlich war diesbezüglich allerdings der Klassiker von Bertrand Russell (s. die angegebene Literatur) ergiebiger. Schön sind auch die Tabellen und Fotos, mit denen versucht wird den Lesern eine möglichst plastische Vorstellung von Relativität nahezubringen. Im zweiten Buch werden die notwendigen Grundlagen aus der Relativitätstheorie weitestgehend vorausgesetzt und nur hier und da etwas eingehender besprochen. Im dritten Buch werden die räumliche und zeitliche Distanzlosigkeit als Eigenschaft des Lichts und anderes aus den beiden ersten Büchern komplett als bei den Lesern bekannt vorausgesetzt.

Nun zum Feeling:

Lucys Vermächtnis ist sehr klar strukturiert. Vermittels eines Konzepts bestehend aus fünfundzwanzig Fragen und Antworten werden sämtliche Elemente des Vermächtnisses logisch und intuitiv zu einem vollkommen konsistenten Weltbild zusammengefügt.

Die Elemente des Weltbildes rekrutieren sich aus klar voneinander abgegrenzten Definitionen, Annahmen und Schlussfolgerungen, wovon jedes einzelne von Lucy genauestens unter die Lupe genommen wird. Als Leser bin ich jederzeit über die Querverbindungen unter den jeweiligen Definitionen, Annahmen und Schlussfolgerungen informiert. Licht (beziehungsweise Lichtgeschwindigkeit) ist das verbindende Element, die Konsequenz aus allen Überlegungen und die Lösung: Licht = Absolut = Gott = Ewigkeit = Jenseits (= Ewigkeit + Nirwana); die Lichtgeschwindigkeit ist eine Art Eintritts- oder Fahrkarte ins Jenseits.

In den anderen Büchern hatte sich Lucy noch nicht so eindeutig ausgedrückt, sie postulierte die Seele als Möglichkeit. In ihrem Vermächtnis äußert Lucy nun klar, dass das Ich mein Ich und mein Körper plus (meine) Seele ist ((meine); meine Einschränkung: HarryHIII). Den Tod überleben nur gewisse Bestandteile einer jeweiligen Seele, nämlich die gesamte gefühlte Liebe und das gesamte Wissen. Per Licht wird diese nunmehr Ichlose Seele (s. Nirwana) in das Jenseits befördert. - Genug der Einzelheiten.

Da keine Materie Lichtgeschwindigkeit annehmen kann, fungiert Lichtgeschwindigkeit eben einerseits als Fahrkarte (für die Seele) in das Jenseits und andererseits auch als natürliche Barriere für die Materie: Wir können nicht folgen. Das Jenseits besteht also ausschließlich aus aller Liebe und allem Wissen (gespeist aus den unaufhörlich nachfliessenden Ichlosen Seelen).

Ich habe den Eindruck, dass die (vielfältigen) Kritiker Niemz Flügel der Intuition gestutzt haben. Niemz hat nämlich nicht nur versucht zu erklären wie das so ist mit dem Licht und dem Tod und Jenseits und so. Niemz hat sich mit seinem Werk zusätzlich vorgenommen qua seines (Lucys) Weltbildes zwischen den Disziplinen Naturwissenschaft, Religion und Philosophie (Politik, Ethik) zu vermitteln. Ich vermute, das wird sehr viele Kritiker angezogen haben, die versucht haben Niemz die Flügel zu stutzen. In Lucys Vermächtnis kommt mir Niemz als extrem auf Stringenz bedacht vor; das naturwissenschaftliche Kolorit überwiegt meines Erachtens. Zwei (weitere) offensichtliche Indizien für meine Vermutung sind: 1. Niemz glaubte jahrelang an ein Leben nach dem Tod. In Lucys Vermächtnis negiert er diese bisherige Überzeugung explizit. 2. Zu Niemz Konzept des interdisziplinären Dialogs gehörten in beiden Vorgängerbüchern zu einem nicht geringen Teil Berichte aus und das Eingehen auf Nahtoderfahrungen. Hier, im dritten Buch, werden Berichte zu Nahtoderfahrungen nunmehr recht stiefmütterlich behandelt und praktisch nur noch die Beschleunigung auf Lichtgeschwindigkeit und die Lebensrückschau (als Methode zur Seelenreinigung und Ent-Ichung (mit Trennstrich)) zugelassen. - Wie es halt so ist mit Naturwissenschaften beziehungsweise mit objektiven Messmethoden: triviale (Mess-)Ergebnisse werden produziert; es wird steril (und damit seelenlos).

Für mich ganz persönlich folgt aus der Gesamtheit: Licht ist ubiquitär. Demzufolge sind die Ichlosen Seelen aller bisher verstorbenen Lebewesen um mich herum – also so etwas wie Pantheismus -, das tröstet mich – denn, ehrlich gesagt, nichts anderes als Trost suche ich bei solchen Theorien, Konstrukten und Weltbildern. Ich persönlich – und diese Freiheit der Wahl lässt Niemz uns Rezipienten immer und in jedem Fall – denke mir, dass das Licht nicht nur eine Barriere für (unsere) Materie zum Jenseits ist – für diese Erkenntnis bin ich Niemz alias Lucy zutiefst dankbar -; ich persönlich denke, dass das Licht ebenso ein natürlicher Erkenntnisvorhang ist: Dahinter ist Alles nochmals ganz anders - und bitte, bitte, bitte ich behalte mein Ich.

Lit.:
Niemz, M.H.: Lucy mit c. Mit Lichtgeschwindigkeit ins Jenseits. Norderstedt 20063.
Niemz, M.H.: Lucy im Licht. Dem Jenseits auf der Spur. München 2007.
Niemz, M.H.: Lucys Vermächtnis. Der Schlüssel zur Ewigkeit. München 2009.
Russell, B.: Das ABC der Relativitätstheorie. Frankfurt am Main 1989

Hermine sagt: Labskaus wäre mal wieder lecker!

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