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Win-win Situation

Vor kurzem hatte ich mich ja auf Twitter mit etwas Muße umgesehen und aufgeräumt. Dabei - und nicht nur hier - ist mir wiedermal aufgefallen: der Begriff Win-win Situation ist das heutzutage gängige Name dropping für Arme. Und der oder die Einäugige unter den Blinden versteigt sich noch zusätzlich gerne dazu fein-brav klassische Win-win Situation zu sagen. Es ist übrigens tatsächlich zumeist ein Er, der sich da in solch pseudoprofundem Wortgeklingel versucht.

Dieses Win-win Zeugs nimmt komischerweise dieselbe Klientel in den Mund, die man ansonsten etwas anderes sagen hört; in vergleichbaren Situationen sagt nämlich dieselbe Leute-Klientel: Leben und leben lassen.

Ich kann nur sagen: Ich höre diesen Leben-und-leben-lassen Spruch oder seine neumodische, Seriosität vorgaukelnde Variante, dieses Win-win-Situation Zeugs, und es gehen bei mir sämtliche aber auch wirklich sämtliche Alarmglocken an.

Dies und eine entsprechend heftige, klipp und klar Grenzen ziehende Reaktion gegenüber solchen Leuten kann und muss ich jedem dringend raten! (Jedem anderen außer solchen "Strategen" unter sich, natürlich - die sollen sich ruhig auch weiterhin etwas vormachen und sich schön gegenseitig über den Tisch ziehen.)

Hermine: Kennst Du noch Rintintin?

Kommentare

  1. Ja, das ist natürlich eines dieser unschönen Markenzeichen von "Neusprech" (Neusprache, Newspeak):

    Bei dem von mir angeratenen strikten und sofortigen Grenzen ziehen besteht die Gefahr: daraufhin vorsätzlich von solch einem ach, so lieben Mitmenschen ins Unrecht gesetzt zu werden (vgl. Mobbing). - Da kommt ein Teufel im Engels-Gewand daher.

    Normalerweise kann ich da nur zum sofortigen Kontaktabbruch raten; das lässt sich leider - gerade im beruflichen Kontext - nicht immer so ansatzlos umsetzen. Und dann wird es für die betroffene Person schwierig. - Auf Verkäuferebene lässt sich mein Rat dagegen sehr wohl sofort und strikt umsetzen, wie ich finde, denn hier bestehen doch zumeist keine vergleichbaren Abhängigkeiten. (Es sei denn, es handelt sich eben um diese "Leben und leben lassen-Heinis" - die stammen noch aus einem ganz anderen Milieu. - "Win-win" verhält sich zu "Leben und leben lassen" wie alter Wein in neuen Schläuchen.)

    Das Ganze lässt mich irgendwo auch an Borderline-Syndrom denken. Nur ganz kurz dazu: "Oh, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß..." (So etwas wie die Hymne der Borderliner). Es ist äußerst schwer (und nur mit Tricks) zu erwischen, dieses Biest. Und hat man es endlich geschnappt, dann knallt es ganz gewaltig!

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