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Trauerklops < Trauerkloß

Dass jemand trauert, für eine gewisse Zeit, ist ja in Ordnung, finde ich; auch nach Jahren (und Jahrzehnten) werden viele unter uns noch, gleichsam, von Trauerattacken heimgesucht werden. Das subsumiere ich einer ausgeglichenen Trauerarbeit angehörig (so wie wohl jemand, aus ähnlichem Grund, ein ausgeglichener Mensch genannt wird).

Dass der trauernde Mensch die Krankheit(en) übernimmt, der oder des Verstorbenen, wenn voraussichtlich oder vermutlich auch nur für eine gewisse Zeit, muss nicht sein, finde ich. - Wie so ein Trauerklops, ein eigentlicher: fängt an, auf einmal, an irgendeiner Stelle der Trauerarbeit, außer Petersilie alles Mögliche an sich zu ziehen, alles mögliche aus der Umgebung. Und so wir aus einem Trauerkloß ein Trauerklops. Weshalb zerfällt so ein Klops wohl schneller als, vielleicht, seine Kloß-Kumpel? Ein Kloß ist ´ne runde Sache. Ein Kloß ist wendig. Hingegen, ein Klops ist so etwas wie ein nicht ganz gelungener Kloß, vielleicht ein unreiner Kloß; vielleicht ist ein Klops ein Kloß mit nicht gerade eben sinnvollen Füllungszusätzen, was die Wendigkeit angeht.

Wendig-Sein: dieses Wendig-Sein und Wendig-Bleiben, das ist, so denke ich, eine der Indikatoren für eine gelungene Trauerarbeit - wie für ein gelungenes Leben. Bloß nicht starr werden, bloß nicht in Trauer erstarren! (Und am Ende gar auseinanderfallen wie ein Klops?)

Hermine sagt: Würfel und Klotz, geht das auch?

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