Direkt zum Hauptbereich

Schulunterricht I

Anlässlich der neuesten Pisa-Studie passt das Folgende ganz gut.
Wir mußten unsinnige Verse auswendig lernen:
Frag wen? und was? wie lang? wie breit?
wie alt? wie lange? und wie weit?
wie hoch? wie tief? hinsichtlich wessen?
frag auch wohin, doch nicht vergessen,
daß »in« allein entbehren muß
der Städte Namen, domus, rus!
Hierbei war die Position des Fragenden völlig im unklaren. Was er eigentlich damit sollte.
Der Lehrer selbst hat damit imponiert, daß er einen doppelten Doktor hatte. Er war außerordentlich gefürchtet. Er hatte einen Hörapparat im Ohr, mit dem er simulierte, daß er schwer hören konnte. Alles war verboten, jedes Geräusch, Blicke zur Seite und so weiter - was ja sehr heikel ist, denn wenn das Verbot erst einmal verletzt ist, dann bricht das ganze autoritäre Gebäude zusammen.
Männlich sind der Wörter all
auf or und os und er
und es, sofern der zweite Fall
hat eine Silbe mehr.
Die Wörter mit der Endung is
sind femini generis;
auch die auf x und as und aus und o
und s mit Konsonant davor brauch so!
Als Neutra man sich merken muß
die Wörter auf ar, ur und us,
die Wörter mit der Endung e
und die auf a, c, l, n, t
Das kann ich immer noch. Völlig nutzlos.
Redakteur (1934)
(a.a.O., S.154f.)
(Die Jahreszahl meint das Geburtsjahr.)

Lit.:
Kempowski, W.: Schule. Immer so durchgemogelt. München 19993.

Hermine sagt: Wie alles, mit mehr Höhen als Tiefen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Distress heutigentags

Wer es an die Spitze bringt, auf dem lastet in der Tat ein Leistungsdruck, wie es ihn nie zuvor gegeben hat. Die Informationsflut aus dem Computer überschwemmt ihn, nicht sofort zu reagieren kann tödlich sein, die Kommunikation mit allen Winkeln der Welt fordert ihm höchste Präsenz in jeder Sekunde ab. Obendrein plagen ihn Versagensängste; von Missgunst umlauert fühlt er sich sowieso. Da greifen viele Manager nachts zu Schlaf- und am Tag zu Aufputschmitteln: smart drugs (Muntermachern) oder brain boosters (Denkbeschleunigern, Hirnkompressoren). Erst recht droht ihnen dann über kurz oder lang das Burn-out-Syndrom : das Gefühl, ausgebrannt zu sein, die Depression nach dem Dauerstress - und schließlich der Herzinfarkt, zynisch der Ritterschlag der Leistungsgesellschaft genannt. Dazu natürlich immer wieder die Lust an der Macht, am Status, am Geld, manchmal sogar ein Triumph. Der Sturz eines großen Bosses aber ist besonders tief, mit wie vielen Millionen er auch abgepolstert wäre: Da is...

Junges Vollblut

Im Profi-Schach kommen immer mehr junge Genies auf. Einerseits bedeutet das für die etablierte Garde eine angenehem Abwechslung und (endlich) neue Herausforderungen. Andererseits: Wo kommen die her? Wie geht so etwas? Früher, zu Zeiten von Bobby Fischer konnte man davon ausgehen, dass es sich bei einem so jungen Rekord-Großmeister um eine psychologische Besonderheit handeln musste; es war klar, dass diese wahnsinnige Leistung mindestens eine sehr einseitige Spezialisierung voraussetzte. Wie sich nicht nur bei Bobby Fischer herausstellte, konnte man auch ein psychologisches beziehungsweise soziales Defizit erwarten. Heutzutage erscheinen diese jungen Supergroßmeister erfrischend kommunikativ und mit einem mindestens ausreichenden Maß an sozialer Kompetenz ausgestattet zu sein. Es scheint mir, dass dies die Früchte einer intensiven Computerarbeit sind; die zweite oder gar dritte Welle nach einem Kasparow und einem Leko. Die Schachsoftware und der effiziente Umgang sind heutzutage perfek...