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Klogewohnheiten

[...]Ich gehöre zu den Menschen, die stundenlang auf dem Klo sich aufhalten können, auch nicht immer, ich habe ja Termine, aber manchmal so lange, daß sich meine Lieben zwischenzeitlich schon Sorgen machen und sich erkundigen, ob mir etwas zugestoßen sei. Dabei lese ich nur in aller Ruhe die Zeitung. Ich komme ja sonst nicht dazu. Nee wirklich, die eine große dicke Zeitung, von der ich immer sage, die ist so groß, daß wenn man die im Zug aufschlägt, der Nachbar gleich zum Zahnarzt muß. Die kommt immer donnerstags. Warum weiß kein Mensch. Die kann ich nur auf dem Klo lesen, außerhalb komme ich gar nicht dazu. Ich schlafe sogar manchmal auf dem Klo ein. Nacht! So daß ich mir sagen muß, wenn du jetzt nicht aufstehst, kommst du gar nicht mehr ins Bett. Wenn ich nur zwei Minuten Zeit habe, gehe ich nicht aufs Klo, da habe ich nichts von und man will aus seinem Leben ja was machen. Also, ich sage immer: Leute, die wirklich nur aufs Klo gehen, weil sie müssen, die haben nichts vom Leben, und Lektüre gehört für mich unbedingt dazu! Und dann im Winter die Heizung schön an, da kann mir die ganze Welt gestohlen bleiben. Und wenn dann noch das Klopapier stimmt, ich habe da nämlich auch meine Vorbehalte, ernsthaft! Also, mein Klopapier muß... öh... aber das ist eine völlig andere Geschichte.
(a.a.O., S.179f.)

Lit.:
Hüsch, H.D.: Es kommt immer was dazwischen. München 1999.

Hermine sagt: Das stimmt ja gar nicht.

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