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Übungen aus dem Buch II

 

Zuhause

Übungen aus dem Buch: Stefanie Stahl, Jeder ist beziehungsfähig: Der goldene Weg zwischen Freiheit und Nähe

Dritter Schritt: Wie sind deine Eltern mit deiner Wut umgegangen?

Übung: Durftest du wütend sein und einen eigenen Willen haben?

Wenn ich bei Mama wütend war, hat sie es entweder hingenommen, indem sie traurig war oder indem sie mit Papa drohte bzw. ihm das erzählte. Der hat sich dann Strafen einfallen lassen, die beide gemeinsam vertraten. Wenn ich gegen Papa wütend war, dann konnte er impulsiv werden und hat sich an mir vergangen bzw. Strafen gegeben. Wütend war ich weniger als bockig bzw. sensibel/sentimental und stur oder dickköpfig wurde ich dann noch lange nach einer solchen Episode bezeichnet. Als ich zuletzt wütend gegen Mama war ("Ich kann kein Vertrauen mehr zu dir haben." - Sie hatte zum x-ten Mal ihre Meinung geändert, ob sie Papa nun verlassen solle oder nicht...), starb sie kurz danach. Papa verzog sich eigentlich hinter seiner Arbeit, auch zu Hause. Wut war von mir eher impulsiv gegen Mitschüler oder Bockigkeit, weil Papa sozusagen meinen Willen brechen wollte.

Vierter Schritt: Finde deine Glaubenssätze.

Übung: Deine Glaubenssätze zu Autonomie.

Positive Glaubenssätze:

Ich kann das.

Negative Glaubenssätze:

Ich bin allein gelassen. Ich bin stärker als du.

Glaubenssätze, die die Schutzstrategie formulieren:

Ich muss mich abschotten. Meine Wünsche zählen nicht. Ich muss es allein schaffen. Ich darf nicht wütend sein.

Übung: Finde deine Kernglaubenssätze.

Ich kann das. Ich muss es allein schaffen. Ich darf nicht wütend sein.

Fünfter Schritt: Identifiziere deine Gefühle.

Übung: Erkenne deine Gefühle.

Schuld, Trotz, Anpassungsdruck, Loyalität

Sechster Schritt: Zusammenfassung

Übung: Dein Autonomieprogramm auf den Punkt gebracht.

Mama hat mich mit ihr Liebe erdrückt, jedenfalls, wenn ich ihr Seeletröster war. Sie verlangte sozusagen meine volle Loyalität. Sie hat mich machen lassen, und ich kann mich nicht erinnern, dass sie mit Gefühlen auf meine vielen Verletzungen reagiert hat. Ich habe mich stets für das Wohl von Mama verantwortlich gefühlt, für das emotionale Wohl - wie auch bei Steffi. Papa konnte ich es irgendwie nicht recht machen, ich wurde dann bockig und habe mich dann rausgezogen. Nur sehr selten hat er mich gelobt, manchmal auch nur auf Geheiss von Mama. Letztlich habe ich mich am wohlsten gefühlt, wenn ich mich auf meine Hobbys konzentriert habe. Mit Basteln und Zeichnen habe ich gerne versucht Lob/Liebe zu bekommen.

Mama hat mich einerseits mit ihrer Liebe erdrückt. Auf der anderen Seite empfand ich sie als distanziert. Und Papa war ihr insofern wichtiger, dass sich die Gespräche und Gefühle um ihn drehten und ich mich damit emotional auseinandersetzen musste. Und sie wandte sich regelmäßig gegen mich bzw. stand nicht zu mir, wenn es um Strafen von Papa (saure Torte esssen, u.a.) gegen mich ging.

(Wie in meinem Leben: Tiefste emotionale Verbindung zu Frauen - die Männer sind die anderen.)

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