Dieser fatale Trend, am liebsten ständischen Versicherungen zu vertrauen, setzte sich bei der Pflegeversicherung fort. Eigentlich ist gar nicht einzusehen, warum ausgerechnet die Beschäftigten das Risiko abdecken sollen, dass Teile der Gesellschaft pflegebedürftig werden. Sehr viel sinnvoller wäre es gewesen, die Pflegekosten über die Steuern zu finanzieren, um die Lasten möglichst gerecht zu verteilen. Doch Steuererhöhungen hätte die Bevölkerung nicht akzeptiert, wie der zuständige CDU-Sozialminister Norbert Blüm klar erkannte. Es musste also eine »Versicherung« sein. Und so dupliziert sich der Wahnsinn bei den Krankenkassen nun in der Pflegeversicherung: Die große Mehrheit der Bürger ist in gesetzlichen Kassen organisiert, während sich Spitzenverdiener, Beamte und Selbständige privat versichern dürfen und nicht damit behelligt werden, die Kosten für pflegebedürftig gewordene Geringverdiener zu übernehmen.
(a.a.O., S.174)
Lit.:
Herrmann, Ulrike: Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht. Frankfurt/Main 2010.
Hermine sagt: Nur Du dürftest mich pflegen.
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