Um die Bedeutung des Wissens von den feinstofflichen Vorgängen beim Sterben in ihrer praktischen Relevanz aufzuzeigen, soll dieses am brisanten Beispiel der Organspende erläutert werden. Heute sind die Grenzen zwischen Leben und Tod längst fließend geworden.Am 1.12.1997 wurde in Deutschland das «Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen» in Kraft gesetzt, womit die Organisationsstruktur der Transplantationsmedizin geregelt wurde. Dazu wurde eine neue Definition des Todeszeitpunktes in der Medizin verankert.Das Hirntodkonzept zweiteilt den Menschen als lebende Leiche: Der Patient gilt als endgültig verstorben, wenn sein Gehirn tot ist, der übrige Körper aber noch lebt! Eine Transplantation ist aber abhängig von der Lebensfrische des hirntoten Körpers, da die Organe, die transplantiert werden, in einem vitalen Zustand entnommen werden müssen.Dieses Todesmodell bricht radikal mit allen bisher gültigen und sicheren Todeszeichen wie: Stillstand des Herzens und der Atmung, Leichenblässe, Totenstarre, Verwesungsprozess oder Totenflecken.[...]Das Hirntodkonzept ist für die Medizin deswegen so wichtig, weil sie sonst in Tötungsverdacht geraten könnte, wenn ein Hirntoter noch als ein im Sterben begriffener Patient gelten würde. Das würde die Transplantation von Organen unmöglich machen.Wenn ein Mensch einen Herz-Kreislauf- und Herztod erlitten hat, sind die meisten Organe unbrauchbar.[...]Die Folge ist: Der Sterbeprozess des Spenders kann je nach Bedarf angehalten werden oder sein Tod wird durch die Organentnahme praktisch beschleunigt.In der Praxis treten Unsicherheiten auf, da hirntote Spender häufig Reflexe aufweisen. Ein toter Mensch müsste eigentlich auch nicht narkotisiert werden zur Organentnahme, aber genau das wird gemacht![...]Das Bild des Menschen als rundum erneuerbare Maschine, sollte uns niemals darüber hinwegtäuschen, dass die Kehrseite dieses Wunschdenkens unermessliches Leid für die Betroffenen bedeutet.[...]Hirntote sehen aus wie lebende Menschen, da der Hirntod von außen nicht erkennbar ist. Sie sind rosig, warm und trotzdem tot. Das ist nicht zuletzt auch ein großes Problem für das Pflegepersonal, das auch nach vielen Jahren Berufspraxis einen hirntoten Patienten nicht als Leichnam wahrnehmen kann. Hirntote sind keine Toten, sondern Sterbende.[...]Die Praxis der Hirntoddiagnostik ist von Unsicherheiten geprägt, weil immer noch spontane Bewegungen, Reflexreaktionen, Blutdrucksteigerungen und Schwitzreaktionen bei Hirntoten während der Organentnahme registriert werden. Hirnströme sind noch feststellbar wie auch funktionierende Blutkreisläufe im Gehirn.[...]In Wahrheit ist ein Hirntoter nicht tot, sondern ein Sterbender, der unserer menschlichen Zuwendung bedarf. Die Praxis der Organspende verweigert genau dies: Der Sterbende wird zur Maschine, zum Objekt degradiert. Er wird sozusagen entseelt und dann auch noch um einen friedlichen Tod betrogen, da er im Moment des Sterbens, der Ablösung der Seele vom Körper, also des Übergangs in die andere Form des Seins, zwanghaft im Sterbeprozess aufgehalten wird. Geheim gehaltene Studien belegen bei Organentnahmen häufig Blutdruckanstieg und Schwitzreaktionen, die von der Medizin normalerweise als Zeichen des Schmerzes interpretiert werden.
(a.a.O., S.38-42.)
Lit.:
Jakoby, B.: Das Leben danach. Was mit uns geschieht, wenn wir sterben. Reinbek bei Hamburg 20086.
Hermine sagt: Iiih.
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