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Erkältung - Bettina Röhl

Oh je. Ich taumele haarscharf am Abgrund einer Erkältung entlang. Hab´ heute schon Brake-Stalking anstelle von Brainstorming verstanden. Die Nase kribbelt; niesen musste ich schon; Rachen und Hals kratzen – das kommt von dem aggressiven Nasensekret, dass hinten über den Rachen runterläuft. Beim Gehen ist mir leicht schwindelig, die Gelenke fühlen sich ganz leicht marode an - Borreliose? Nun ja, ich habe mich mit Nasendusche, Erkältungstee und Lindenblütenhonig bewaffnet, und ich werde versuchen das über den Tag irgendwie an mich ranzukriegen.

Ist ja alles auch kein Wunder. Diese wandelnden Bazillenmutterschiffe überall. Waren das noch Zeiten als es opportun war, eine Erkältung, schon gar mit Fieberbeteiligung, auszukurieren.

Heutzutage haben die Krankenstatistiken oberste Priorität.

Mögliche Komplikationen: Lungenentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Mittelohrentzündung (Otitis media), Myo-, Perikarditis (Herzmuskel-, Herzbeutelentzündung), Meningoenzephalitis (Hirnhäute sind betroffen), orthostatische Hypotonie.
Dass sich diese liebliche Erkältung, in Form einer Rhinitis, absteigend zu einer Bronchitis – mit wiederum ihren möglichen Komplikationen – entwickeln kann, wenn ich sie verschleppe? Bitte? Schwund gibt’s immer? Sowas kommt doch dann die Krankenkassen teurer zu stehen als die ursprüngliche Erkältung? Den Arbeitgeber stört´s nicht.

Wieder eine dieser kurzsichtigen - oft genug menschenverachtend eingesetzten - Statistiken, die uns Bürgern nur allzu gerne einschleichend eingeflösst werden.
Statistiken hantieren mit Häufigkeiten und Mittelwerten, mit Varianzen und Standardabweichungen, manchmal auch mit Korrelationen (besondere Vorsicht!) und anderen Koeffizienten; das ist an sich noch nichts richtig Schlimmes. Diese Werte kann ich referieren. Das war´s. Statistiken erbringen triviale Ergebnisse. Das liegt in der Natur der Sache. Weitergehende Interpretationen hingegen sind in aller Regel, wie jeder Statistiker weiß, unzulässig.

Und: Wer lässt solche und ähnliche Statistiken erheben; wer gibt das Geld dafür? Wenn ich das weiß – dann weiß ich auch was rauskommt!

Bettina Röhl. Hut ab! Hat diesen RAF-Film hart kritisiert. Der Film mutiere bei potentiellen Zuschauern zu einer Heldenverehrung. Das sei schon in der Besetzung mitbegründet - positive Identifikationsfiguren wie z.B. Moritz Bleibtreu.

Sich als Meinhof-Tochter unangebrachter Loyalität zu enthalten, sich klar zu distanzieren – das hat Klasse, das hat Gewicht! Sie versucht Gott sei Dank nicht, sich unter dem Deckmantel a la „das war ein wichtiger Teil unserer jüngeren deutschen Geschichte – und, wenn ihr was gegen unser Projekt sagt, seid ihr politisch inkorrekt und sowieso nicht intellektuell und Out usw. usf.“ zu bereichern.
Manche Geister treten nicht auf, wenn man sie einfach nicht ruft.

Hermine sagt: Mein liebes Bienchen, sollst nicht traurig sein.

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