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Helmut Schmidt – Oskar Lafontaine

Der Ex-Bundeskanzler, Ex-Verteidigungsminister, Ex-Finanz- und Wirtschaftsminister, Ex-Fraktionsvorsitzender der SPD, Ex-Senator in Hamburg Herr Schmidt ist ausfallend (aussetzend?) geworden und nimmt Oskar Lafontaine, den amtierenden Parteivorsitzenden der „DIE LINKEN“, explizit in die Nähe von „Adolf Nazi“.

War Herr Schmidt nicht aktiver Offizier im zweiten Weltkrieg? An der Ost- und an der Westfront? War Herr Schmidt nicht ursprünglich als Zuschauer zu den Schauprozessen um den berüchtigten Freisler gegen die Männer des 20.Juli 1944 abkommandiert? Hat er sich dann nicht davon (problemlos?!) entbinden lassen, weil er vom Verhalten eben dieses Richters Freisler angewidert war? Kam man zu sowas, zu einer solchen "Karriere" automatisch, ohne beharrliches Eigenengagement oder ohne repressiven Druck wie zum Beispiel zur Mitgliedschaft in der NSDAP oder in der Hitler-Jugend?

Auch hat sich ein Oskar Lafontaine meines Wissens nie in die Öffentlichkeit – also zum Beispiel in Fernsehsendungen - gesetzt und das Rauchen propagiert; in Zeiten in denen wirklich allen Menschen klar sein sollte, dass Rauchen gesundheitsgefährdend bis hin zu krebsverursachend ist (steht´s nicht Schwarz auf Weiß auf den Packungen?); in Zeiten in denen selbst Politiker erkennen, dass die Nicht-Raucher vor dem verheerenden Qualm geschützt werden müssen und nicht die Raucher vor der (einigermaßen) frischen Luft; in Zeiten in denen dann wohl auch jedem klar ist, dass diese gesundheitsgefährdenden bis gesundheitszerstörenden Eigenschaften des Rauchens einen mindestens mittelbaren Zusammenhang zu Kosten im Gesundheitswesen darstellen; in Zeiten in denen Kinder- und Jugendliche verführbarer und mächtiger, d.h. finanzkräftiger und findiger, sind, denn je.

Fühle ich mich da gut beraten beziehungsweise denke ich, das wäre ein gutes Vorbild, so ein gestandener und hofierter Politiker und Publizist, wie Helmut Schmidt einer ist? Unvoreingenommen kommt man auf: Ja - und genau das ist das Problem!

Oskar Lafontaine mag vielleicht auch nicht ganz „astrein“ sein. Aber so etwas? Nein!

Mir kommt das Ganze vor wie bei einem Sportler kurz vor seinem Karriereende (Herr Ernst in Richtung Herr Schmidt: „Alterssenilität“), der nochmals Alles auf eine Karte setzt und zu Doping greift, weil – entweder klappt es oder eine durchaus kalkulierte Sperre kommt einem dann auch nicht mehr so in die Quere.

Vielleicht ist das Ganze auch vergleichbar einer Schulhofszene, in der sich einer hervortun will: Ich, ich, ich geh ran; ich mach´s!

Hermine sagt: Also, gar nicht herzerfrischend.

Kommentare

  1. Obwohl ich nicht umhin kann, meinen Hut vor dem alten Herren zu ziehen, der auf seine sehr persönliche Art und Weise die politische Landschaft der (ersten) Bundesrepublik belebt und mitgeprägt hat - und sei es nur als begabter Redner und Kommentarist - so ist es doch schon enttäuschend, dass nun eben auch er linke und nationalsozialistische Positionen in einen Topf wirft.

    Nun ist er mit den linken Flügel seiner Partei ja schon immer hart umgesprungen, es ergab sich halt aus seiner politischen Auffassung. Sie ist sein gutes Recht, selbst wenn man anderer Meinung sein sollte. Der "Nazi-Linke-Vergleich" ist aber gerade eines erklärten Pragmatikers wie ihm trotzdem nicht würdig.

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  2. P. S.
    Was mich wiederum an meinen Grossvater erinnert, der als überzeugter CDU-Wähler mir gegenüber einmal bemerkte: "Ein guter Mann, er ist nur in der falschen Partei!" Er war wohl nicht der einzige - aus dem konservativem Lager - der so dachte. Ich bin sehr geneigt, ihm, der der gleichen Generation wie der Altkanzler angehörte, posthum recht zu geben ... wenn auch mit einer etwas anderen "Note".

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  3. Da bist Du aber mal weit in meinem Blog zurückgekrakselt.

    Dass der Schmidt nur in der falschen Partei gewesen sei, das sagen beziehungsweise sagten tatsächlich viele: aus dem Konservativen Lager - und eben mit der Note, sie hätten sich für ihre Ziele und Ideen gerne so einen Rhetoriker wie den Schmidt, Helmut gewünscht.

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  4. Rhethorik, eben drum!
    Das verbindet die zwei.
    Narzissmus im Doppelpack, wenn auch mit unterschiedlicher Ausprägung und politischer Färbung.

    P. S. Musste übrigens nicht viel kraxeln, sondern nur die übersichtliche Leiter der Schlagworte hinabklettern. (Wie postet man hier eigentlich einen Smiley?)

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  5. Das mit dem Narzissmus, das schnappt das Thema bei der Wurzel. - Was hat der Narzissmus nicht schon alles angerichtet - gerne vorgetragen mit der Attitüde des im Besitz seins (des schützenden Deckmäntelchens) der ureigenen Sachlichkeit und des ureigenen (Macht-)Wissens.

    Tja, hat sich doch gelohnt, Mal einen ver- beziehungsweise geschärften Blick auf meine Design-Möglichkeiten bei Blogger punkt com (blogspot) zu werfen. Ich kann jetzt seit längerem - frag nicht wie lange - das Blog auf eine breite Leinwand spannen, so dass sich mein neues 3-Spalten-Layout wirklich gut macht; s. gesteigerte Auffälligkeit meiner Kategorien-Liste, auf die ich, nebenbei, tatsächlich eben diesen gesteigerten Wert lege.

    Smileys gehen auf blogspot in Posts schon irgendwie, mit HTML und Datei einbinden und so... In den Kommentaren gehen Smileys auf blogspot gar nicht; in der Blogger-Hilfe liest man dann: Geht auf Blogger nicht. - Man kann nicht alles haben, sage ich dazu, und zur Not gibt es immer noch die gute alte Tastatur-Strichmännchen-Methode.

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  6. P.S.:
    Das mit dem "Gekraksel" entstand übrigens wohl tatsächlich aus einer Assoziation meinerseits an Deinen (Thomas Manns) Zauberberg heraus... :-)

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  7. P.P.S.:
    Du hast natürlich vollkommen Recht, "Schlagworte" entbehren in Bezug auf mein Blog nicht der Logik - ganz im Gegensatz zu "Kategorien".

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