Ich hatte mir mal überlegt was so ungefähr passieren könnte, würde Doping im Sport vorbehaltlos freigegeben werden.
Die Sportler würden sich alles rankarren, was sie für Geld bekommen könnten. Sie würden sich das, nunmehr noch teurer gewordene Zeug, natürlich auch applizieren wollen, aber nicht ohne Plan; Ärzte (oder besser: Mediziner) würden - womöglich exklusiv - unter Vertrag genommen werden. Es würden richtige Doping-Zentren oder Doping-Institute neben den riesigen Sportanlagen entstehen. Die Athleten würden unter ständiger Kontrolle stehen, so dass die Abstimmung Training, Doping-Cocktail, Leistung effizient perfektioniert werden kann.
Die Zuschauer würden Leistungen sehen, wie sie ihnen bisher nur aus dem Tierreich geläufig waren - vielleicht nicht gerade einen Gepardensprint, hingegen ein Wolfssprint könnte es dann schon sein. Man darf nicht vergessen, die Knochen, Sehnen und Bänder dürften ja auch mithilfe des neu hinzugewonnenen medizinischen Sachverstandes verstärkt werden. Die Leistungsdaten und -unterschiede würden sich auf sehr hohem, bisher völlig unbekanntem Niveau einpegeln.
Ganz andere Sponsorenwelten könnten erschlossen werden: Fiberglasbau, Wachstumshormone, Zulieferer aus der Bullenmast, Schilddrüsenhormone; überhaupt, würde vermutlich nicht nur die gesamte Hormonsparte der Pharmaindustrie einen riesigen Wachstumsschub bezüglich Forschung und Entwicklung erfahren.
Die finanziellen Konsequenzen wären im Falle einer konsequenten Dopingfreigabe kaum abzuschätzen. Alles würde zunächst mal teurer; vordergründig: Die Preisgelder schnellten in die Höhe. Das muss aber auch finanziert werden... Preisspiralen - und Korruptionsskandale.
Wahrscheinlich würden sich die Leistungsunterschiede in der Spitze genauso manifestieren, wie sie sich darstellen würden, wären die Sportler allesamt sauber. - Nun ja, reiche Länder und ehrgeizige Diktaturen würden wohl doch die noch etwas besseren Sportler hervorbringen.
Einige (wenige oder viele) Sportler würden, direkt oder indirekt, an den Folgen ihres Dopingkonsums versterben; sei der Expertenstab im Vorfeld auch noch so ausgeklügelt ans Werk gegangen (Mediziner-Apparat - Apparate-Medizin).
Manche Athleten würden das Komplettprogramm buchen - es soll sich ja schließlich auch rentieren. Andere würden die gefährlichen Drogen nur von Zeit zu Zeit nehmen oder ganz ablehnen - so das dann überhaupt noch im Bereich des Möglichen wäre; denn Eines ist klar: nur die wirklich Wagemutigen werden es in diesem System noch zu einer Medaille bringen: Kein sportlicher Erfolg ohne Doping! Wer nichts wagt, der nichts gewinnt; man muss was tun, sonst kommt man zu nichts!
Und hier setzt meine optimistische und konstruktive Endzeitspekulation an: Je mehr Sportler qua ihres Drogenkonsums versterben, desto mehr wird der intrasystemische Druck zumindest auf die Großkopferten unter den Doping-Sportlern zunehmen. (Irreparable körperliche und/oder geistige beziehungsweise psychische/seelische Schäden sollen bei diesen Überlegungen mal noch in den Hintergrund treten.)
Und jetzt passiert´s: Einzelne Sportler werden sich dem Dopingsystem (Doping mit System) entziehen, sich selbst organisieren! Diese Sportler werden sich einen eigenen Ehrenkodex in Form von schriftlichen Statuten verordnen!
Der Unterschied? Heutzutage kümmern sich mehr oder minder vertrauenswürdige Verbände mehr oder minder intensiv um die Akte Doping. - In meiner Utopie würde sich eine etwaige Gegenbewegung zu einhundert Prozent aus den Reihen der Sportler formieren; vermutlich hätten wir dann mehrere Verbände mit ihren jeweiligen Meisterschaften: die Meisterschaften der Semi-Doper, die Meisterschaften der Voll-Doper, die Meisterschaften der Doper ohne Hormone, die Meisterschaften der Glasklaren, ... - Spannend wäre ja dann letzten Endes immer noch die Frage: Wie verhielte sich die Sponsorenschaft; wo und wie flössen die Gelder?
Hermine sagt: Monopoly-Meisterschaften.
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