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Zen-Buddhismus passt nicht

Ich frage mich regelmäßig (weil ich trotz allem und immer wieder aufs Neue eine gewisse Attraktion verspüre): Warum sollte ich mich (zum Beispiel) in den Zen-Buddhismus vertiefen; insbesondere in dessen unverzichtbaren Bestandteil das Zazen (d.i. stundenlanges meditiatives "Sitzen", über Tage und Wochen hinweg)? Oder warum sollte ich (zum Beispiel) Klosterleben idealisieren? Ich kann es drehen und wenden wie ich will: unvereinbar, inkompatibel.

Mich überfällt regelmäßig diese fürchterliche Angst davor, der Tod sei gleichbedeutend mit dem Komplett-Ende meines Lebens und meiner von mir so innig geliebten Persönlichkeit. Ich sehe nichtsdestotrotz nicht ein, dass ich - womöglich um diese Angst zu therapieren - am Leben-an-sich in Bewegungslosigkeit (Zazen) vorbeirausche, das Leben-an-sich ausblende. Auch wenn ich ja, gemäß Zen-Buddhismus, "Es" bin und mir von daher suggeriert wird, dass ich somit nichts verpassen kann; dass sich mithin dieses Etwas-vom-Leben-an-sich-verpassen und "Es-sein" gegenseitig ausschließen.

Nicht nur im Zusammenhang mit dem "Es" wird postuliert, eine etwaige Idee von Anfang und Ende sei obsolet. Es soll also wohl etwas geben, was, bezogen auf unsere Lebenszeit, "davor" und "danach" (wohl auch parallel) abläuft oder existiert oder wie auch immer - unser Erdenleben kann demnach wohl nur eine Durchgangsstation sein (so man denn dann immer noch entlang einer Linie denken sollte; usf.).

Andersherum: weshalb sollte ich dann mein hiesiges Leben in Bewegungslosigkeit beziehungsweise, in der Sprache des Zazen, in Regungslosigkeit verbringen?? Und weshalb sollte ich dann nicht so einige wohlbedacht ausgesuchte Genüsse dieses schönen Erden-Lebens genussvoll genießen? - Jedes Ding hat seine Zeit? Ja, jedes Ding hat sein Zeit.

Hier auf Erden erlange ich Ressourcen. Ich soll lernen mit ihnen umzugehen. Im Jenseits werde ich vermutlich aus noch völlig anders gearteten Ressourcen schöpfen (dürfen). Und für ebendiese meine Entwicklung im Jenseits soll ich womöglich einen gewissen Nutzen ziehen aus dem (zuvor) auf Erden Gelernten... - Nun, auch hier, es ist nicht erwiesen, dass ich mit Bewegungslosigkeit, Versenkung, Meditation und Regungslosigkeit in irgendeiner Art gewappneter bin für die Herausforderungen im Jenseits.

Hermine sagt: Dem Leben ein Hallelujah, mein Bisonchen.

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