Während ich durch die Natur zog, dachte ich oft an die bisher vergangenen Jahre meines Lebens zurück. Etwas war nun zu Ende gegangen, bald würde etwas Neues beginnen. Ich mußte mir einen respektablen, aber anonymen Platz in der Gesellschaft suchen.Es war diese Zeit, in der mir bewußt wurde, wie schwer mir die Unterscheidung zwischen erinnerter Wirklichkeit und erinnerter Phantasie fiel. Ich verfügte über eine besondere Fähigkeit, lebendige Erfahrungen aus meiner Phantasie zu bewahren; dafür bleiben die Erinnerungen an mein wirkliches Leben eher vage. Gelegentlich machte mir das Angst, aber es wäre zu einfach, wollte man daraus schließen, daß ich eine traumatische Kindheit erlebt hätte, die ich nun verdrängen wollte. Mutter hatte meine Kindheit für unglücklich gehalten, sie wußte es nicht besser. Ich selber fand meine Kindheit außergewöhnlich.
(a.a.O., S.75)
Lit.:
Gaarder, J.: Der Geschichtenverkäufer. München 2002.
Hermine sagt: Bitte sehr.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
hinterlasse eine anmerkung